Das perfekte Hundefoto mit Fotografin Anne Geier

Stellen Sie sich auf jede Menge „Aaahs“ und „Ooohs“ ein: Fotografin Anne Geier zeigt ihre zauberhaften Bilder – und verrät Profi-Tricks fürs perfekte Hundefoto.
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Was einst als Hobby begann, hat Anne Geier zu ihrem Beruf gemacht. Mit Erfolg: Die Österreicherin ist eine gefragte Hundefotografin, auf Instagram folgen ihr über 96.000 Menschen. Um im richtigen Moment auf den Auslöser drücken zu können, stapft sie Berge hinauf, jagt Sonnenuntergängen hinterher und stiefelt durch verwunschene Wälder. Jedes Shooting erfordert viel Vorbereitung: Bevor es losgeht, kundschaftet Anne Geier die Location gründlich aus, um die Bedingungen einschätzen zu können. Immer an ihrer Seite sind dabei ihre zwei Border Collies Yuri und Finn. Im Interview erzählt die Fotografin, wie sie zu ihrem Job kam, was ihre eigenen Hunde damit zu tun haben und worin das Geheimnis eines Bildes besteht, das alle in seinen Bann zieht.


MAGISCHES GEGENLICHT

Hier ist mein Hund Yuri während unseres Urlaubs in Norwegen zu sehen. Gegenlichtaufnahmen sind immer eine Herausforderung, da der Autofokus durch den starken Lichteinfall nicht mehr ganz treffsicher ist. Deswegen habe ich die Perspektive so gewählt, dass die Sonne direkt hinter Yuri steht. Zur Sicherheit ist er in unbekannter Umgebung immer an einer dünnen Schleppleine und trägt ein Halsband. Beides retuschiere ich später mit Photoshop weg.

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DER ZAUBER DES WALDES

Hier ist eine Papillonhündin im Wald zu sehen. Dort trifft man auf viele Strukturen, sowohl horizontale als auch vertikale Linien, die das Bild schnell unruhig wirken lassen können. So sollte etwa nicht direkt hinter dem Hund ein Baum stehen – es wirkt sonst, als würde der Baum aus seinem Kopf wachsen. Generell gilt bei der Bildgestaltung: Darauf achten, dass sich keine störenden Objekte im Hintergrund befinden, die vom Hund ablenken!

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GUT GEBETTET

Das Bild zeigt Finn in der Schneeheide. Diese zauberhaften Blumen beginnen in der Region, in der ich lebe, zu blühen, sobald der letzte Schnee verschwunden ist. Die richtige Location ist der Grundstein für ein gelungenes Foto. Man muss während des Fotografierens sowohl auf den Hintergrund als auch den Vordergrund achten. Hier habe ich den Vordergrund mit einbezogen, um mehr Dreidimensionalität im Bild zu erzeugen.

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DIE RICHTIGE MOTIVATION

Meine erste Hündin Cindy war der Grund dafür, dass das Abenteuer Fotografie begann. Cindy mochte die Kamera anfangs nicht, deshalb haben wir mit viel posi­tiver Bestärkung gearbeitet. Man darf nie vergessen, dass das Fotografieren auch für Hunde anstrengend ist. Deshalb sollte man aufhören, solange der Hund noch Spaß daran hat, damit er die Erfahrung positiv abspeichert. Mein großer Wunsch war es, Cindy einmal in einem Mohnblumenfeld abzulichten. Leider haben wird das nicht geschafft, aber zumindest konnte ich sie auf Korsika in ein paar der schönen Blüten fotografieren.

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Interview mit Anne Geier

Frau Geier, wie haben Sie die Hundefotografie für sich entdeckt?

Angefangen hat alles mit meiner ersten Hündin Cindy. Zu Beginn wollte ich einfach schöne Momente und Erinnerungen festhalten. Mit der Zeit habe ich meine Leidenschaft für die Fotografie entdeckt und es hat sich mehr daraus entwickelt. Ich habe angefangen, die Hunde von Freunden zu fotografieren. Das sprach sich herum und immer mehr Menschen sind auf mich aufmerksam geworden. Irgendwann habe ich bei Züchtern angefragt, ob sie Interesse daran haben, dass ich Bilder von ihren Hunden mache. Im Jahr 2014 habe ich schließlich mein Gewerbe angemeldet.

Welchen Herausforderungen mussten Sie sich zu Beginn Ihrer Karriere stellen?

Die Hundefotografie war damals noch nicht sehr verbreitet, dementsprechend gab es nur begrenzte Möglichkeiten zur Weiterbildung. Also habe ich mir das Fotografieren und meinen Stil durch Ausprobieren selbst angeeignet. Rückblickend hat das echt lange gedauert, aber es hat sich gelohnt. Mittlerweile gibt es richtige Workshops für Hundefotografie. Außerdem kann man sich auf Youtube oder Instagram unzählige Tutorials anschauen und so viel schneller an das Know-how kommen. Durch meine ganzen Erfahrungen während des Lernprozesses kann ich dafür aber mit den unterschiedlichsten Situationen souverän umgehen.

Sie haben selbst zwei Hunde, Yuri und Finn. Sind die beiden Ihre Inspiration?

Ja, sie spielen eine große Rolle. Ich kenne meine Hunde in und auswendig, daher weiß ich auch, welche Situationen ich ihnen zumuten kann und wo ihre Grenzen sind. Wenn ich eine neue Bildidee habe, probiere ich sie mit Yuri und Finn aus und sehe, wie es funk­tioniert. Das Fotografieren mit den eigenen Hunden ist sowieso etwas ganz Besonderes. Da geht es nicht primär um das Motiv, sondern um die Erinnerung und den Moment, den ich auf diese Weise festhalte. In diesem Augenblick ist die Fotografie mein Hobby.

Wie sind Finn und Yuri zu Ihnen gekommen?

Schon meine erste Hündin Cindy war aus dem Tierschutz und wirklich ein Traumhund. Deshalb stand für mich fest, dass ich wieder Tierschutzhunde aufnehmen möchte. Finn kam als Erster, dann Yuri. Ich will mit den beiden auch zeigen, dass so viele tolle Tierschutzhunde auf ein neues Zuhause warten und Hunde zum Teil zu Unrecht im Tierheim landen.

Auf Ihrer Website steht das Zitat: „Hunde leben nur in der Gegenwart, haben keine Angst vor der Zukunft und hadern nicht mit der Vergangenheit.“ Welche Bedeutung hat das für Sie?

Ich bin ein sehr verkopfter Mensch. Ich mache mir viele Gedanken und Sorgen, die eigentlich überflüssig sind. Da kann ich so viel von meinen Hunden lernen. Beide waren schon krank und Yuri hat Arthrose in der Schulter. Trotzdem sehe ich jeden Tag, wie sie die Gegenwart genießen und glücklich sind. Für sie gibt es keine Sorgen von gestern oder morgen, sondern nur das Hier und Jetzt. Die beiden sind ehemalige Straßenhunde aus Rumänien, und schon mit wenig glücklich. Da reicht es, wenn ich nach Hause komme – und die beiden freuen sich. Der Mensch zerfließt oft in Selbstmitleid oder schränkt sich durch Angst selber ein. Damit kann man sich das Leben schwerer machen, als es ist.

Wie finden Sie die Locations für Ihre Shootings?

Meine Umgebung in Österreich kenne ich mittlerweile sehr gut und weiß, welche Orte sich für ein Shooting gut eignen. Ich mache aber auch Location Scouting. Dafür hole ich mir Inspiration auf Instagram und schaue mir die Plätze dann vor Ort an. Wenn ich mit meinen Hunden unterwegs bin, halte ich die Augen offen und entdecke so ebenfalls immer wieder neue Plätze. Das Tückische ist, dass man sich von einer schönen Landschaft nicht täuschen lassen darf. Denn sie alleine ist kein Garant für ein gutes Bild. Das ist von so viel mehr abhängig: Die Jahreszeit spielt eine entscheidende Rolle, genauso wie die Tageszeit. Einige Locations kann man nur an einzelnen Tagen im Jahr für Fotos ansteuern, weil dann der Sonnenstand ein ganz besonderer ist. Das muss man im Vorfeld berücksich­tigen und berechnen. Ganz wichtig ist es natürlich auch, das Wetter stets im Auge zu behalten.

In welchem Setting fotografieren Sie am liebsten?

Ein Traum ist die Kombination zwischen See, Berg und Nebel. Das hat eine mystische und verträumte Stimmung. Alles mit Nebel ist toll. Er darf nicht zu dicht sein, aber wenn die Sonne noch durchscheint, hat das eine ganz eigene Magie. Erlebt man das einmal mit, möchte man diese Stimmung immer wieder einfangen.

Welche Herausforderungen bringt ein Shooting mit einem fremden Hund mit sich?

Das kommt darauf an, wie gut der Hund hört und welche Kommandos er kennt. Je besser Hund und Mensch zusammenarbeiten, desto leichter geht das Shooting. Hat der Hund einen guten Grundgehorsam, kann man mehr ausprobieren. Bei Welpen bleibt der Halter direkt daneben stehen und ich benutze ein Teleobjektiv, damit man den Menschen nicht sieht. Beim Shooting muss der Besitzer intensiv mit dem Hund arbeiten – das kann ganz schön anstrengend sein.

Mittlerweile haben Sie mehr als 96.000 Follower auf Instagram. Setzt Sie das unter Druck?

Es ist schön zu sehen, dass die eigene Arbeit von so vielen Menschen wertgeschätzt wird und gut ankommt. Die Zahl an Followern beeinflusst mich trotzdem nicht. Das ist eine so große Zahl, die ist für mich gar nicht greifbar. Natürlich hinterfragt man sich hin und wieder, wenn man ein Bild hochlädt, auf das man besonders stolz ist, es aber nicht den gewünschten Anklang findet. Doch das muss man ablegen. Auch wenn die Fotografie mein Beruf ist, bleibt sie immer meine Leidenschaft.

Sind Sie in der Vergangenheit schon einmal für ein Bild kritisiert worden?

Ja, für eins von meinem Hund Yuri. Er stand auf einer Bergkuppe und die Situation wirkte durch die Weitwinkelperspektive gefährlicher, als sie eigentlich war. Im fertig bearbeiteten Bild kann man als Betrachter ja nicht sehen, wie weit es runter geht, oder ob das täuscht und da noch eine Wiese ist. Jeder, der mir auf Instagram folgt, weiß, dass ich ein sehr bedachter Mensch bin. Nie im Leben würde ich meine Hunde für ein Foto in Gefahr bringen. Sie sind immer mit Geschirr und Leine gesichert und niemals alleine. Wenn ich aus größerer Distanz fotografiere, bleibt mein Freund beim Hund, um ihn zu sichern. Der wird natürlich bei der Bildbearbeitung mit Photoshop wegretuschiert. Wenn ich von einem anderen Fotografen so ein Bild sehe, würde ich nie davon ausgehen, dass die Situation gefährlich war. Deswegen hatte ich auch nicht das Gefühl, das Bild erklären zu müssen, als ich es so hochgeladen habe.

Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?

Es ist mein großer Traum, in der Schweiz in einer Gletscherhöhle zu fotografieren. Ich habe eine
Liste mit Locations, an denen ich gerne Fotos machen würde. Die wird immer länger. Einige Orte fallen leider weg, da Yuri und Finn aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so weit laufen können. Nur mit dem Flugzeug würde ich nicht reisen – das möchte ich meinen beiden nicht mehr zumuten. Aber auch Europa bietet so viele Möglichkeiten. Ein anderer Traum ist ein eigener Bildband mit den Hunden, die ich fotografiert habe.

Haben Sie einen Tipp für andere, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen?

Ich bin lange belächelt worden, als ich beschlossen habe, mich mit der Hundefotografie selbstständig zu machen. Selbst heute schauen die Leute noch komisch, wenn ich erzähle, was ich beruflich mache. Wenn sie aber das Ergebnis sehen, sind alle begeistert. Egal wie groß der Traum ist, man darf sich nicht davon abbringen lassen und sollte immer an sich glauben. Es lohnt sich.

 

VOM PROFI LERNEN

Anne Geier bietet nicht nur Fotoshootings an, sondern auch Coachings für alle, die hinter der Kamera noch besser werden möchten. www.annegeier.com, Instagram: anne.geier.fotografie

VOLLER EINSATZ

Fotografin Anne Geier gibt alles für das perfekte Bild – auch wenn die Bedingungen mal schwierig sind.
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Ihnen haben die Tipps und Bilder gefallen? In der DOGS Ausgabe 05/22 finden Sie noch mehr wunderschöne Bilder und hilfreiche Tipps für Ihr perfektes Hundefoto. Viel Spaß beim Schmökern und Fotografieren!

Alle Bilder: Anne Geier

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